Herzlich willkommen im Magniviertel! Im Braunschweiger Stadtteil rund um die Magnikirche, deren Weiheurkunde von 1031 erstmals den Namen der Stadt „Brunesguik“ nennt, finden Sie nicht nur reizvolle Geschäfte und urige Kneipen, sondern auch schöne, alte Fachwerkhäuser, die zum Teil noch ein Stück mittelalterliches Braunschweig repräsentieren.

Von Norden kommend gelangen Sie auf der Straße „Am Magnitor“ in das Magniviertel. Der Straßenname erinnert daran, dass hier einmal ein Stadttor aus der von einem Wall umgebenen Stadt hinausführte. Linkerhand liegt das Jugendstilgebäude des Städtischen Museums, 1906 erbaut von Max Osterloh.

In Nr. 7 gegenüber, einem Haus von 1806 mit Stilelementen aus Barock, Rokoko und Empire, wohnte der Komponist und Herzogliche Hofkapellmeister Albert Methfessel. Unter den zahlreichen Fachwerkhäusern in dieser Straße sticht besonders Nr. 10/11 von 1590 hervor: Die Tür überwölbt ein „Eselsrücken“, und den Balken oberhalb der Knaggen, die das vorkragende erste Geschoss tragen, schmückt ein Diamantfries mit Perlen und Seil. Nr. 1 - heute „Stadthotel Magnitor“ - ist ein schmaler, langer Komplex mehrerer Fachwerkbauten aus dem 15. Jahrhundert. Seine Tiefendimension nimmt man erst wahr, begibt man sich in die schmalste Gasse Braunschweigs hinein, die „Herrendorftwete“. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Der Name erinnert an die hier gelegenen Besitzungen der brunonischen Grafen, von denen Graf Ludolf zusammen mit Hatheguart und dessen Frau Atta 1031 die Magnikirche gründete. Prachtvoll ist die Fachwerkfassade des Hauses Nr. 1 von 1865.

Von der „Herrendorftwete“ geht es nach links zum Chor der Kirche und dann nach rechts um diesen herum in die Straße „Hinter der Magnikirche“. Hier findet man Originalbauten wie das Pfarrhaus von 1705 (Nr. 7) und ein Fachwerkhaus mit Treppenfries, um 1500 (Nr. 5), neben Gebäuden, die nach dem 2. Weltkrieg ganz oder teilweise hierherversetzt wurden, um aus dem Magniviertel eine der Braunschweiger „Traditionsinseln“ zu machen (Nrn. 4, 2, 1). Der Schutzpatron der Kirche, der heilige Magnus, wurde besonders von den Friesen verehrt; das Patronat verweist auf hier lebende Friesen und frühe Handelsbeziehungen bis zur Nordsee. Die heutige Magnikirche, von 1252 (Westwerk) bis etwa 1475 (Chor) errichtet, ersetzte den Vorgängerbau von 1031. Im 2. Weltkrieg wurde sie sehr stark beschädigt. Nach 1945 waren nur noch der Turm und die Säulenarkaden des Langhauses erhalten. Der Bau wurde in veränderter, teils moderner Form wiederhergestellt. Der 1958 von Bodo Kampmann geschaffene „Rufer“ am Giebel des Chors stellt den apokalyptischen Engel dar, der zum Jüngsten Gericht bläst. Er gemahnt an den 2. Weltkrieg und die Zerstörung Braunschweigs.

Magnikirchstr.

Gegenüber des Westwerks von St. Magni liegt die „Magnikirchstraße“, früher „Ferkenstraße“, weil sich dort viele Ferkel tummelten. Vor allem das um 1700 erbaute und bestens sanierte Haus Nr. 6 zieht hier den Blick auf sich. Das Ende der Straße führt auf den ursprünglich von Graf Bruno gebauten „Ackerhof“, ein früher Siedlungskern und ab etwa 860 ein Handelsmittelpunkt der Stadt.

Überqueren Sie den „Ackerhof“ schräg nach links und stellen Sie sich mit dem Rücken vor das große „Volksfreundehaus“ aus rotem Backstein. Von hier aus haben Sie einen Panoramablick auf eine Gebäudevielfalt aus mehreren Jahrhunderten: links, gegenüber des „Ackerhof“, sehen Sie ein Stück der Shoppingmall „Schloss-Arkaden“ von 2007, deren einer Teil als Rekonstruktion des Braunschweiger Schlosses von 1832 (Fassade) errichtet wurde (von hier aus nicht zu sehen). Rechts daneben das poppig bunte, seinerzeit heftig umstrittene „Happy Rizzi-Haus“ von 2001 nach einem Entwurf des amerikanischen Künstlers James Rizzi. Vor sich haben Sie das 1892 gegründete und 1946 hierher verzogene Geschäft „Ohlendorf“, dahinter ragt der Turm der mittelalterlichen Magnikirche auf. Rechts davon geht der Blick in die Straße „Ölschlägern“, benannt nach den Handwerkern, die hier Brennöl herstellten.

Ackerhof
Schlossstr.

An der Ecke zur „Schlossstraße“ ein schönes Wohnhaus des Jugendstil. Ebenfalls aus dem Jugendstil stammt das „Volksfreundehaus“ von 1914. Braunschweigs „Rotes Schloss“ war die Parteizentrale der SPD, wo auch die älteste sozialdemokratische Zeitung Deutschlands, der „Braunschweige Volksfreund“, gedruckt wurde. 1933 wurde hier von den Nazis gefoltert. An der gegenüberliegenden Straßenecke steht das älteste datierte Fachwerkhaus der Stadt von 1432, das demnächst restauriert werden soll. Rechts davon führt die „Langedammstraße“ - das ursprünglich sumpfige Gelände konnte man damals wohl nur auf Dämmen durchqueren – am 1645 gebauten Fachwerkhaus von Christian Schmalbruch und Ilse Luddekens (Nr. 11) vorbei auf Galerie Kaufhof (ehemals Horten) zu.

Biegen Sie nun nach links in die „Kuhstraße“ ein. Hier entlang wurden früher Kühe auf die Weide getrieben. Die Nrn. 34 und 35 wurden 1887 unter Verwendung der alten Schwellen und Figurenknaggen neu aufgebaut. Von der „Kuhstraße“ geht es nach links in die „Ritterstraße“, vielleicht einst der Wohnbezirk von Burgmannen oder auch Standort einer alten Burg. Bemerkenswerte Fachwerkhäuser sind die Nrn. 21 und 22, beide um 1520, sowie Nr. 24 von 1490 mit dem für das 15. Jahrhundert typischen Treppenfries; Nr. 23 von 1608 mit Eselsrücken über der Tür, Diamantfries, ornamentierten Füllhölzern, gedrehten Tauen und Füllhölzern in Konsolenform

Vor dem „Stadthotel St. Magni“ endet unser Rundgang. Sie haben sich nun eine Pause verdient – viel Spaß dabei!

Ritterstr.